Tiefsee bewahren und nutzen: Forschende fordern mehr Wissen für nachhaltiges Management

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Wo beginnt die Tiefsee? Die Definition ist in der Wissenschaft und auch rechtlich durchaus nicht einheitlich. Für ihre gemeinsame Analyse des Stands der Tiefseeforschung haben sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Deep Sea and Ocean Health“ des European Marine Board (EMB) auf eine Tiefe  ab 200 Metern geeinigt. Ab dieser Tiefe dringt kaum noch Sonnenlicht durch das Wasser, und der Lebensraum verändert sich gravierend. Nach dieser Definition macht die Tiefsee rund 90 Prozent des Volumens des Ozeans aus. Ihre Bedeutung für die Ökosysteme und die biologische Vielfalt ist also immens. Doch derzeit wächst der Druck auf diese zum Teil noch relativ unberührten Lebensräume unseres Planeten: Menschliche Aktivitäten wie Ölförderung, Fischerei und der potenzielle Bergbau am Meeresboden bedrohen die Ökosysteme der Tiefsee, und auch der Klimawandel wirkt sich negativ aus.

Die Arbeitsgruppe aus 11 Wissenschaftler:innen hat nun ihre Analyse zum Thema Tiefsee und Ozeangesundheit mit zehn Empfehlungen vorgelegt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Sylvia Sander, Professorin für Marine Mineralische Rohstoffe am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung und Dr. Christian Tamburini vom Mediterranean Institute of Oceanography (MIO) erarbeiteten sie den Bericht, der heute vom EMB im Rahmen eines Webinars vorgestellt wird. Das Dokument unterstreicht unter anderem die Notwendigkeit erheblicher Investitionen in die Tiefseeforschung, um Wissenslücken zu schließen und Informationen für wissenschaftlich fundierte Entscheidungen beispielsweise über Tiefseebergbau bereitzustellen. [...]

Zehn Empfehlungen für nachhaltigen Tiefseeschutz und bessere Zusammenarbeit:

Die Arbeitsgruppe fordert zehn zentrale Maßnahmen für den nachhaltigen Schutz der Tiefsee:

  1. Effektive Regulierung menschlicher Aktivitäten
  2. Einrichtung eines internationalen Komitees für Tiefsee-Nachhaltigkeit
  3. Entwicklung standardisierter Methoden zur Umweltverträglichkeitsprüfung
  4. Förderung transdisziplinärer Forschungsprogramme
  5. Investition in langfristige Tiefsee-Monitoring-Projekte
  6. Vertiefung des Verständnisses globaler Tiefseeprozesse durch groß angelegte, interdisziplinäre Langzeitforschungsprojekte
  7. Forschungsförderung in Bereichen wie Genomsequenzierung und biogeochemischer Prozesse
  8. Aufbau globaler Kapazitäten für Tiefseeforschung
  9. Technologietransfer in unterrepräsentierte Regionen
  10. Implementierung der FAIR-Prinzipien für Tiefsee-Daten

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Dringender Handlungsbedarf für die Ozeangesundheit

2025 sei ein entscheidendes Jahr, um Maßnahmen für die Gesundheit des Ozeans zu ergreifen, sind sich die Wissenschaftler:innen einig: Es sei entscheidend, den Kampf gegen den Klimawandel jetzt wirksam  anzugehen, um die angestrebten Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen.

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Die Rolle der EU: Wie Europa den Schutz der Tiefsee vorantreiben kann

Die Arbeitsgruppe betont, dass Europa eine führende Rolle beim internationalen Schutz und der nachhaltigen Bewirtschaftung der Tiefsee übernehmen sollte, insbesondere im Rahmen bestehender internationaler Abkommen.

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(PM Geomar, gek.)

Weitere Informationen unter geomar.de

Originalpublikation:

Sander, S. G., Tamburini, C., Gollner, S. et al. (2025): Deep Sea Research and Management Needs. Muñiz Piniella, A., Kellett, P., Alexander, B. et al. [Eds.] Future Science Brief N°. 12 of the European Marine Board. Link


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